Heute möchten wir Ihnen ein erstes Fahrzeugprojekt vorstellen, das für den Einsatz auf der EcoVity Plattform entwickelt wird.
Drei Use Cases werden im Rahmen des IntWertL Forschungsprojekt entwickelt um den Aufbau der EcoVity Plattform zu unterstützen. In dem hier vorgestellten „Use Case 3“ wird ein Nutzfahrzeug mit Verbrennungsmotor in ein elektrisch betriebenes Nutzfahrzeug umgerüstet. Dieses wird künftig als elektrifizierte Plattform für modulare Kofferaufbauten dienen und in Form eines Konfigurators auf EcoVity verfügbar sein.
Stellen Sie sich vor, Bäcker Lutz benötigt ein Fahrzeug, um morgens den Teig zu seinen Filialen (die zum Teil in Fussgängerzonen mittelgrosser und grosser Städte liegen, die nicht mehr mit Verbrenner-betriebenen Fahrzeugen angefahren werden dürfen) im Umkreis zu transportieren. Trotzdem muss das Fahrzeug eine bestimmte Reichweite und ein ausreichendes Fassungsvolumen bieten. Außerdem wird ein individuell angepasster Laderaum benötigt, um die Regalwägen mit Teig schnell und einfach zu beladen und zu sichern. Praktisch und kostengünstig wäre es, wenn das Fahrzeug nach Benutzung nicht mehr zu einer Tankstelle fahren müsste, sondern direkt auf dem Werksgelände geladen werden könnte.
Da Bäcker Lutz von der EcoVity-Plattform weiß, wendet er sich an seinen Ansprechpartner der seine spezielle Anfrage auf der EcoVity Plattform in der Rolle eines Integrators stellt. Ein Integrator initiiert und koordiniert im späteren Verlauf ein Projekt auf der Plattform und wählt die dafür in Frage kommenden Partnerfirmen aus, die den Auftrag bearbeiten möchten. Bäcker Lutz bleibt gespannt, welches Angebot er erhalten wird.
Neben der bedarfsspezifischen Neu- oder Weiterentwicklung können Anbieter solchen und ähnlichen Anfragen auch mit vorentwickelten, dynamisch abrufbaren Angeboten im EcoVity-Konfigurator begegnen. Im Falle des Use Case 3 bietet dieser Konfigurator vorgefertigte Lösungen aus verschiedenen Nutzfahrzeug-Grundmodellen (z.B. Iveco Daily, Fiat Ducato, etc.) und Aufbauten (z.B. Koffer, Plane, Pritsche, etc.), sodass erste Kostenabschätzungen sofort verfügbar sind. Weitere Individualisierungen können bequem angefragt werden.
Nach der innovativen Idee von Jürgen Erhardt, ein Nutzfahrzeug-Aufbau-Hersteller der seit den 1980er Jahren schwerpunktmäßig Nutzlastoptimierung und Leichtbau vorantreibt, wird aktuell für unserer Beispiel eine modulare Rahmenstruktur entwickelt. Die Rahmenstruktur lässt sowohl unterschiedliche Nutzfahrzeugmodelle als auch unterschiedliche Aufbauten zu. Sie ist in ihrer Höhe kompakt gehalten und bietet dennoch die Möglichkeit zwei bis sechs Batterieboxen zu integrieren. Somit kann der Kunde zwischen Reichweite und Anschaffungspreis wählen und gegebenenfalls nachträglich erweitern.
Die Batterieboxen sind spezielle vakuumisolierte Behälter, welche gemeinsam von Dr. Jobst Kerspe (TEB) und der Firma KönigMetall entwickelt werden: Sogenannte GVI-Systeme. GVI® ist eine eingetragene Marke der Firmen TEB und KönigMetall und steht für „Gestützte Vakuum-Isolierungen“. Nach dem Prinzip der Thermoskanne sorgen diese neuartigen Batterieboxen dafür, dass sich die Batterien dauerhaft in einem thermischen Wohlfühlfenster befinden und somit eine maximale Lebensdauer garantiert ist.
Die Batterieboxen sind geschickt mittragend in die Rahmenstruktur integriert, sodass eine Gewichtsersparnis von bspw. ca. 150kg bei einem 3,5 t GG Transporter möglich ist. Ein 3,5 t Transporter Fahrgestell vom Typ Iveco Daily wird aktuell in ein fahrfertiges E-Fahrzeug umgerüstet und dient als Demonstrator. Im Unterauftrag übernimmt Michael Irion die E-Antriebstechnik. Es entsteht ein Fahrzeug für die Last Mile mit einem Antrieb von 48 Volt. Dadurch unterliegt das Fahrzeug nicht den Bestimmungen eines Hochvoltfahrzeugs und kann auch im Servicefall von KFZ Werkstätten gewartet werden.
Dies ist nur ein Beispiel von verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten und eröffnet ganz neue Angebote in einem plattformbetriebenen Wertschöpfungsnetzwerk. In Zukunft können sich immer mehr kleine und mittelständische Unternehmen aus den Bereichen Engineering, Produktion, Automotive, usw. dem EcoVity Netzwerk anschließen und auf der Plattform gemeinsam, sowohl individuelle Kundenaufträge annehmen als auch gemeinsam Baukästen für Konfiguratoren entwerfen für vorentwickelte modulare Lösungen mit kurzen Lieferzeiten.