Allgemeines
Seit Juni 2024 wurden 14 Deliverables für alle vier Unterarbeitspakete des AP5200 final Definiert. Die Inhalte und deren Zusammenspiel wurden im Impulsvortrag am 04. Juli sowie beim Online-Gesamtprojekttreffen am 11. Juli vorstellt. Ihre Bearbeitung erfolgt parallel zueinander und in enger Absprache mit andern Arbeitspaketen. Besonders der Austausch mit Projektpartnern, welche die Verantwortung für die Weiterentwicklung der EcoVity Plattformmodule tragen, ist dabei essenziell. Überlegungen und Ergebnisse sollen auf bestehenden Funktionalitäten aufbauen und möglichst nahtlos zu deren Erweiterung beitragen. Der Übertrag der Ergebnisse des AP5200 auf die entsprechenden Module der Plattform wird als fachlich und koordinationsseitig herausfordernd eingeschätzt. Ebenso wichtig ist der Austausch mit den IntWertL-Kernteams für Funktionale Architektur, Integrator-USP, Betreibermodell und Catena-X. Nachfolgend werden die wichtigsten Inhalte der aktuell in Bearbeitung befindlichen Deliverables kurz beschrieben.
Modularisierungssystematik des Gesamtfahrzeugs
Gegenstand dieser Aufgabe ist die Erstellung einer standardisierten Aufgliederung von Haupt- und Nebenbaugruppen, Systemen, Modulen und Bauteilen eines Fahrzeugs. Dies erfolgt prototypisch für die L7e-Fahrzeugklasse. Selbstverständlich gilt es, die richtige Granularität zu wählen und zukünftig weitere Fahrzeugklassen im Stammdatenmanagement von EcoVity zu ergänzen.
Modularisierungssystematiken sollen auf jedes Entwicklungsprojekt angewendet werden können, das auf der EcoVity-Plattform durchgeführt wird. Mit ihrer Hilfe sollen Entwicklungsbedarfe in den Kontext eines Gesamtfahrzeugs eingefasst werden. Selbst bei der Entwicklung eines alleinstehenden Bauteils ist diese Zuordnung vorteilhaft, um das Verständnis für das Anwendungsszenario zu schäften und die sich daraus ergebenden Bauteil- und Systemanforderungen ableiten und berücksichtigen zu können. Dies bezieht sich vor allem auf übergeordnete Limitierungen der betreffenden Fahrzeugklasse (Leistung, Gewicht, Abmaße etc.). Desweiteren ist diese Einordnung wichtig, um den infragestehenden Entwicklungsgegenstand im homologationsseitig relevanten Kontext umliegender Baugruppen und Systeme betrachten zu können. Kenntnisse zum Gesamtfahrzeugkontext können nicht zuletzt auch auf weitere Funktionalitäten der EcoVity Plattform übertragen werden. So beispielsweise auf den 3D-Konfigurator, der in Kenntnis des Gesamtfahrzeugkontexts automatisch Konfigurationsspielräume öffnen oder schließen könnte. Ebenso könnten Abhängigkeiten mit umliegenden Baugruppen und betroffenen Systemen automatisch erkannt und mitkonfiguriert werden (Lagerung, Energieversorgung etc.).
Fragenkatalog zur Analyse des Entwicklungsbedarfs
Zu Beginn jedes Engineering-Projekts steht eine möglichst detaillierte Beschreibung und Definition des Entwicklungsbedarfs durch den Integrator. Diese erste Projektbeschreibung dient zur Publikation eines Projekts auf dem EcoVity Marktplatz. Sie ist die Grundlage für das Matchmaking und die Basis für das Lastenheft, das anschließend iterativ mit den Auftragnehmern geschärft wird. Der Fragebogen zur Analyse des Entwicklungsbedarfs unterstützt Integratoren aktiv bei der initialen Definition ihres Projekts. Je nachdem, welche Dienstleistung (Konzeption/Design, Konstruktion, Simulation, Optimierung) für welchen Gegenstand (Gesamtfahrzeug, System, Modul, Einzelbauteil) erfolgen soll, wird der Fragebogen automatisch skaliert. Seine Beantwortung sorgt dafür, dass Plattformteilnehmer immer ein ausreichendes Mindestmaß an Informationen zur Durchdringung eines Dienstleistungsbedarfs sowie dem zugrundeliegenden Anwendungsfall zur Verfügung gestellt bekommen. Neben der Vollständigkeit von Angaben unterstützt der Fragenkatalog auch die einheitliche Interpretation der präsentierten Informationen (Informationsstruktur, Begriffsdefinitionen, verwendete Einheiten etc.) und trägt somit zur Vermeidung von Fehlinterpretationen bei. Bei der Erarbeitung des Fragebogens werden auch die Erkenntnisse des UAP 5310 (Produktionsnetzwerk) berücksichtigt. Die dort identifizierten Parameter werden genutzt, um den Fragebogen hinsichtlich Fertigungsplanung, Beschaffung, Produktion und Montage zu ergänzen.
Referenz-Engineeringsystematik
Die EcoVity Plattform soll ihre Teilnehmer nicht nur bei der Definition, sondern ebenso bei der gemeinsamen Durchführung einer Entwicklung unterstützen (Projektplanung und Projektmanagement). Dem zugrunde soll ein adaptiver Engineering-Prozess liegen, der aus Projektphasen, Meilensteinen, Absicherungsstufen, Quality-Gates sowie den dazwischen bestehenden Abhängigkeiten besteht. Diese sogenannte Referenz-Engineeringsystematik basiert auf der Expertise erfahrener Entwicklungsingenieure und soll einen konsistenten und kohärenten Projektverlauf sicherstellen. Auch hierbei profitieren Teilnehmer von einem einheitlichen Verständnis der verwendeten Strukturen und Begriffe, sodass das Potenzial für Fehlinterpretationen und Missverständnisse abermals reduziert wird. Selbstverständlich sollen sich Plattformteilnehmer auch außerhalb dieser Referenz-Engineeringsystematik bewegen können. Sie dient lediglich als Best-Practice und soll bedarfsgerecht verändert oder gänzlich überschrieben werden können. Um die Ecovity-Community zukünftig weiter zu aktivieren, könnte auch das Anlegen und Teilen eigener Engineeringsystematiken ermöglicht werden. Diese könnten auf verschiedene Projektarten zugeschnitten sein und sich auf der Plattform als Qualitätsmerkmal etablieren. Die Verwendung erfahrungserprobter Systematiken zur Planung und Koordination von verteilten Entwicklungsprojekten unterstützt Plattformteilnehmer maßgeblich in der Bewältigung der inhaltlichen und steuerungsseitigen Komplexität. Besonders im Kontext einer Plattform, auf deren Marktplatz fortlaufend neue Kooperationen geformt werden sollen, ist dies ein entscheidender Erfolgsfaktor.
Engineering-Unterstützende Tools und Methoden
Die vorhergehenden Absätze beziehen sich auf verschiedene Funktionalitäten der Plattform, die das Zustandekommen und die Durchführung eines Engineeringprojekts prozessseitig unterstützen. Im Zielbild der EcoVity Plattform ist allerdings auch die fachdisziplinäre Unterstützung der Plattformteilnehmer durch Tools und Methoden vorgesehen. Das bedeutet, dass die Plattform Lösungen für fachliche Herausforderungen des Engineerings anbieten soll. Dabei wird in die Disziplinen Konzeption/Design, Konstruktion, Simulation und Optimierung unterschieden, für die jeweils das Potenzial des Einsatzes digitaler Tools und Methoden analysiert wird. Diese können Templates für einfache Methoden (Beispiel Konzeption: Morphologischer Kasten) bis hin zu Mini-Anwendungen für schnelle Berechnungen und Simulationen sein (Beispiel Simulation: Schnellbestimmung von Lastgrenzen, Energiebedarfsabschätzungen etc.). Hierbei werden auch die Potenziale zum Einsatz von Machine-Learning und Künstlicher Intelligenz berücksichtigt. Die vielversprechendsten Ideen sollen bis Projektende ausgearbeitet und auf der Plattform als Proof of Concept umgesetzt werden. Um die Ergänzung weiterer Anwendungen nach Projektende zu ermöglichen, beschäftigt sich ein separates Deliverable mit der Definition eines einheitlichen Rahmenwerks für die Entwicklung und Integration entwicklungsunterstützender Tools und Methoden (Anforderungen an Laufumgebung, Technology Stack etc.).