Der Einsatz von MVPs hat sich in der Plattformentwicklung als äußerst erfolgreich erwiesen. Giganten wie Airbnb und Amazon haben mit MVPs den Grundstein für ihren Erfolg gelegt. Ein MVP, oder Minimum Viable Product, ist eine frühe Version einer Software, die gerade genug Funktionen bietet, um ein Problem zu lösen oder einen Mehrwert zu bieten. Auch wir bei EcoVity gehen diesen Weg. In unserem Fall entspricht dies einer Plattform für Fahrzeugentwicklung und Produktion.

Der EcoVity-MVP wird im Rahmen des Forschungsprojektes IntWertL entwickelt und wurde erstmals beim Gesamtprojekttreffen am 28.09.2023 in Konstanz präsentiert. Dieser zielt darauf ab, die Zusammenarbeit zwischen kleinen und mittleren Unternehmen der Fahrzeug- und Zulieferindustrie zu erleichtern. Diese können auf der Plattform als Integratoren oder Serviceanbieter auftreten und sich zu Wertschöpfungsnetzwerken zusammenschließen, die verteilt Aufträge für die Entwicklung und Produktion von Leichtbaufahrzeugen durchführen können. Durch EcoVity werden wir dabei schneller, kostengünstiger und effektiver in der Zusammenarbeit. Der Kern der Plattform baut auf der Software Engenion auf, entwickelt von GFT Integrated Systems GmbH, einem Forschungspartner von IntWertL.

Der MVP bietet eine Reihe von Minimalfunktionen, die die Grundlage für eine effiziente Zusammenarbeit schaffen:

  • Zentrales Element der Plattform ist das Projektmanagement, welches bei Planung und Koordination der Zulieferketten, Risikoabschätzungen und Berichterstellung unterstützt. Die Projekte sind in Objekte, Aktivitäten und Kosten eingeteilt. Diese Struktur stammt aus Engenion und hat sich in Entwicklungsprojekten der Fahrzeugindustrie bewährt. Während Objekte in Bauklassen und Bauteile gegliedert sind, können über die Aktivitäten Aufträge von Serviceanbietern koordiniert werden – von der Anfrage und dem Angebot, über die Auftragsabwicklung bis hin zur Rechnungsstellung.
  • Über Kompetenz-Matching können passende Serviceanbieter für die Anforderungen des jeweiligen Auftrags auf dem Ecovity-Marktplatz gefunden und angefragt werden. Die Plattform gleicht dazu das Anforderungsprofil mit den Fähigkeiten aller Serviceanbieter ab und schlägt solche Serviceanbieter vor, die den jeweiligen Auftrag durchführen können. Auch dynamische Randbedingungen, wie die aktuelle Kapazität können dabei berücksichtigt werden. Damit werden Anfrage- und Auftragsprozess effizienter gestaltet.
  • Automatisierte Dokumentenanalyse reduziert manuelle Aufwände. Ein KI-Service extrahiert Informationen aus PDF-Dokumenten und gibt sie an die Plattform zurück. Beispielsweise können so Projektkosten in Echtzeit durch automatisiertes Einlesen von Angebotspreisen berechnet werden.
  • Eine erste offene Referenzschnittstelle ermöglicht Serviceanbietern die automatische Erstellung von Kundenaufträgen im betriebseigenen ERP-System.
  • Außerdem bietet die Plattform eine nutzerspezifische Koordination, welche den Workflow auf der Plattform automatisiert. Benutzer werden dadurch sowohl über Neuigkeiten in ihren Projekten informiert als auch über anstehende Tasks.

Das Szenario – ein Modellprozess, der die Entwicklung, Simulation, Produktion und Vermessung von Bauteilen in einem verteilten Netzwerk beschreibt – diente als Blaupause für die Plattformentwicklung. Bei der Vorstellung des MVPs wurde dieser Prozess auf der Plattform erfolgreich durchgespielt. Diese Plattformfunktionalität wurde anschließend durch ausgiebige Tests validiert und kleinere Fehler beseitigt.

Bis zum Projektende von IntWertL wird durch einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess sichergestellt, dass die Plattform den ständig ändernden Anforderungen und Technologien gerecht wird. Außerdem wird EcoVity durch zusätzliche Module stetig erweitert. Ob digitales Lastenheft, 3D-Viewer und -Konfigurator, oder Homologationsunterstützung – die Grenzen des Funktionsumfangs sind weit gesteckt.

Abbildung 1: Benutzeroberfläche von Engenion: Das Balkendiagramm zeigt die Kosten eines beispielhaften Leichtbauprojekts für ein Fahrzeug übersichtlich auf. Die Kosten sind in verschiedene Kategorien unterteilt, darunter Entwicklung, Testen, Konstruktion, Simulation, Produktion und Montage. Zudem werden die Kosten für einzelne Bauteile wie das Chassis und die Bremsen detailliert dargestellt.

Soviel bis hierher. Im nächsten Blog erscheint dann ein Schmankerl für alle Technik-Begeisterten. Wir stellen euch die technische Architektur der Plattform vor. Freut euch zudem auf ein interaktives Schaubild, das Einblicke in die verschiedenen Ebenen der Plattform bietet.